Dunkel, glitzernd und melodisch

Interview für die Freie Presse mit dem kanadischen Duo Terror Bird, das in der fantastischen Beta-Bar in Chemnitz gastierte

Düstere und melancholische Texte, vorgetragen von der verschwörerisch schönen Stimme von Nikki Nevver, treffen auf zuckersüße Melodien: Terror Bird ruft Erinnerungen an Dark/New Wave Pop und den Glam und Glimmer der 80er Jahre wach, von Kate Bush über Human League bis Philipp Glass, ohne deshalb zu nostalgisch zu wirken – ihre Klangkulisse ist definitiv die Großstadt von heute. Kein Wunder, dass sich das Ehepaar aus Vancouver derzeit ziemlich wohl fühlt in Berlin, dort haben sie sich für drei Monate eine Wohnung in Neukölln als Basis für eine ganz große kleine Deutschland-Tour gemietet.
Seit auf einer Synth Wave Compilation des Plattenlabels Rough Trade das wunderschöne, engelsflötend apokalyptische Lied Shadows in the Halls erschien, gelten Terror Bird als „die hipste und traurigste Band Nordamerikas“ (Prinz).
Terror Bird ist das Projekt von Nikki Nevver, Sängerin und Synthiespielerin (sonst bei den Modern Creatures), und Jeremiah Haywood, Schlagzeuger (Twin Crystals).

Im Interview mit Christian Gesellmann verrät Nikki Nevver einiges über ihr Leben auf Tour und ihre schaurigen Inspirationen

Freie Presse: Nikki, du bist erst 25 und hast schon mehr als Hundert Lieder geschrieben. Woher nimmst du die Inspiration?
Nikki Never: Oh , viel Langeweile (lacht). Und ich schreibe oft über Dinge, die mir Angst machen oder über die ich mir Sorgen mache. Was scheinbar ziemlich oft vorkommt. Und David Bowie: diese Alienhaftigkeit, die schöne Stimme und gleichzeitig hat er etwas Schauriges – das ist so das Spannungsfeld, das mich inspiriert.

Du bist jetzt fast drei Monate lang auf Tournee – reicht es dir nicht langsam?
Ja, doch, irgendwie ist es natürlich nicht so gesund, dauerhaft in so vielen Bars rumzuhängen. Und ein bisschen freue ich mich auch wieder auf Vancouver, wo ich mit meinem Mann wieder in das Haus ziehen werde, in dem wir vorher gewohnt haben. Dort warten auch schon unser Mitbewohner und unsere Katze auf uns. Aber wir sind auch nicht die ganze Zeit am Touren. Wir haben uns eine Wohnung in Neukölln gemietet. Zur Zeit zahlen wir also zweimal Miete, scheiße!

Kann man Berlin und Vancouver eigentlich vergleichen?
Ja, sie haben viele Gemeinsamkeiten, beide sind multikulturell und international. Aber Berlin gefällt mir irgendwie besser. Es sieht besser aus, durch die vielen alten Gebäude.

Was wirst du tun, wenn du zurück in Vancouver bist?
Ich werde weiter Psychologie studieren, ich wollte schon immer Psychologin werden. Aber das habe ich nicht immer gewusst, früher habe ich erst Journalismus und dann Film studiert. Es interessiert mich einfach, wie der Mensch funktioniert, das seltsame Gehirn, die Gefühle und sowas. Und natürlich will ich noch ein paar hübsche Platten machen, wenn ich zurück bin.

Wie ist es, mit dem Ehemann auf Tour zu gehen? Wie wichtig ist er für deine Musik?
Die Gefahr ist natürlich groß, dass man sich etwas auf die Nerven geht, wenn man einfach alles zusammen macht. Aber bis jetzt kriegen wir das ganz gut hin und irgendwie verbindet einen das natürlich auch. Musikalisch hat er etwas zu leiden, denn ich hab ihn dazu gezwungen auf einem kleinen Keyboard zu spielen. Eigentlich ist Jerry ja Schlagzeuger (bei den Twin Crystals), aber dazu ist er auf unserer Tour noch nicht so oft gekommen…

Am Freitag, den 15. April ist das Duo zu Gast in der Chemnitzer Beta-Bar, Brühl 24. Beginn ist pünktlich 22 Uhr, der Eintritt kostet sechs Euro.